Nach den Finanzproblemen des Studios MGM geht das Bangen für die Fans in die nächste Runde. Nun hat die australische Schauspielergewerkschaft Media, Entertainment and Arts Alliance (MEAA) Peter Jackson vorgeworfen, dass die Schauspieler in der bevorstehenden Verfilmung von „Der Hobbit“ nicht die branchenübliche Bezahlung erhalten würden. Das ganze gleicht einem Boykottaufruf der Gewerkschaft.
Nun hat Peter Jackson auf die Vorwürfe reagiert und in einem offenen Brief Stellung bezogen. Hier einige Auszüge (frei übersetzt):
Die Ausralische Arbeitergewerkschaft, die MEAA nutzt die Produktion von „Der Hobbit“ um ihren Einfluss auf die neuseeländische Filmindustrie zu stärken. Als neuseländischer Filmemacher, der sich nicht zu verstecken braucht, werde ich diese drohende Haltung nicht länger hinnehmen ohne nicht über die Fakten und die Wahrheit dahinter zu reden.
(…)
Ich bin kein Anwalt und auch kein Experte was Gewerkschaften angeht, aber ich denke dass ich einen gesunden Menschenverstand besitze und das ist es worauf ich meine Beobachtungen stütze. Lassen sie mich einige Fakten nennen:
- Ich bin persönlich bin nicht gegen Gewerkschaften, nicht im geringsten. Ich bin stolzes Mitglied von drei Hollywood Gewerkschaften – the Directors Guild, the Producers Guild and the Writers Guild. Ich unterstütze zudem die Screen Actors Guild (SAG). Alle drei Organisationen (ich gebe zu ich bin mir nicht sicher, was der Unterschied zwischen einer Vereinigung [Guild] und einer Gewerkschaft [Union] ist) leisten eine großartige Arbeit im Namen ihrer Mitglieder.
- Viele Schauspieler sind Mitglied bei der SAG, aber viele auch nicht – insbesondere junge Schauspieler und viele australische und neuseeländische Darsteller. Die MEAA behauptet wir wären „nicht-gewerkschaftlich“, aber immer wenn wir einen Schauspieler engagieren, der Mitglieder der SAG ist, werden ihre Arbeitsbedingungen, ihre Mindestlohn-Abkommen und ihre Beteiligungen eingehalten.
- Die Beteiligungen der SAG sind ein kleiner Topf mit Geld, der aus dem Gewinn des Filmes kommt. (…) Ein vereinbarter Prozentsatz des Gewinns wird aufgeteilt unter den Schauspielern, die in dem Film mitgewirkt haben und die Mitglied der Gewerkschaft sind. Obwohl die MEAA behauptet, dass „Der Hobbit“ „nicht-gewerkschaftlich“ ist, achtet unser Studio, Warner Brothers, diese Beteiligungen und zahlt eine Gewinnbeteiligung an alle Mitglieder der unterschiedlichen Vereinigungen – so wie es beim „Herr der Ringe“ oder bei „King Kong“ der Fall war.
- Die Beteiligungen können mehrere tausend Dollar für einen einzelnen ausmachen, wenn der Film erfolgreich ist. Aber normalerweise erhält ein Schauspieler, der nicht Mitglieder der SAG ist, nichts.
- Dies ist uns schon immer als unfair aufgefallen, da die meisten Kiwi-Schauspieler nicht so glücklich sind Mitglieder der SAG zu sein. Für den „Hobbit“ hat Warner Brothers zugestimmt eine separate Gewinnbeteiligung auszuschütten, für alle Schauspieler, die nicht Mitglied der SAG sind. Dies wurde nicht durch Druck der Vereinigungen oder Gewerkschaften gemacht. Es war Warners Entscheidung und neuseeländische und australische Schauspieler werden die Hauptprofiteure sein. SAG-Mitglieder haben ihre Gewinnbeteiligung, nun haben nicht-SAG-Mitglieder auch ihre. (…)
- Welchen Schaden die MEAA auch immer anrichtet – und es wird Schaden geben, da dies ihre Hauptabsicht ist– werden wir weiterhin unsere Schauspieler und Mitglieder der Crew mit Respekt behandeln, wie wir es schon immer getan haben.
Im Folgenden lässt sich Peter Jackson darüber aus, wie die australische Gewerkschaft MEAA durch die Hintertür der kleinen „NZ Actors Equity“ (repräsentiert 200 von 2.000 neuseeländischen Schauspielern) versucht Fuß zu fassen auf Neuseeland.
Am Ende des Briefes skizziert Peter Jackson die Folgen dieses Konflikts.
- Das Management der NZ Equity ist anscheinend glücklich darüber als Spielball der Politik benutzt zu werden, aber meine Sympathie gilt den 1.800 neuseeländischen Schauspielern, die nicht Teil der „Equity 200“ sind, denn sie werden unter den Nachwirkungen zu leiden haben, wenn der Hobbit „hochgeht“.
- Es macht mich außerdem zunehmend wütend, dass so eine kleine Minderheit ein Projekt gefährdet an dem hunderte von Menschen in den letzten zwei Jahren gearbeitet haben, mit der Aussicht auf weitere 4 Jahre Beschäftigung. (…)
- Warum es gefährdet ist? Die „Forderungen“ der MEAA können nicht erfüllt werden (…) und somit bleiben als einzige Möglichkeiten entweder das Projekt „Der Hobbit“ zu beenden, oder, wahrscheinlicher, die Produktion nach Europa zu verlagern. Das könnte einfach geschehen. Mir wurde erzählt, dass Disney keine Filme mehr in Australien produziert wegen ihrem Ärger mit der MEAA.
- Die MEAA fordert, dass die Produktionsfirma in Verhandlungen tritt für eine Vereinbarung, die alle Darsteller im Film betreffen soll.
- Ich persönlich habe ein Problem mit Organisationen, die eine kleine Minderheit vertreten, aber beabsichtigen die Kontrolle über alle zu ergreifen – aber das ist nicht der ausschlaggegende Punkt. Die Komplexität des neuseeländischen Arbeitsrechts ist der Grund dafür, dass dieser Forderung niemals stattgegeben wird.
- (…)
Meiner persönlichen Meinung nach ist dies ein Griff nach mehr Macht. Es geht hier nicht um ein Problem, das gelöst werden muss. Es gibt immer unterschiedliche Ansichten wenn es um Arbeitsbedingungen geht, aber ich habe mich immer bemüht meine Schauspieler und die Crew fair und mit Respekt zu behandeln. Wir haben ein sehr gutes Gewinnbeteiligungssystem entwickelt für alle Schauspieler im Hobbit, die nicht Mitglieder einer Gewerkschaft sind – und nun greift uns die Gewerkschaft an, ungeachtet dessen, dass wir immer die Bedingungen und Beteiligungen der SAG eingehalten haben.
(…)
Es gibt viele Verschwörungstheorien, aber wir [Neuseeland] waren in den vergangenen Jahren besser damit Filmproduktionen aus Übersee anzulocken. Und die Australier möchten ein Stück vom Kuchen abhaben, was damit beginnt, dass sie den Hobbit nehmen um ihren Einfluss auf unsere Filmindustrie zu vergrößern. Es wäre eine Blamage für Neuseeland den Hobbit an Osteuropa zu verlieren.
(…)
Seiten sie versichert, wir werden angegriffen, weil wir ein großes lohnendes Ziel sind, nicht weil wir etwas falsches gemacht haben. Wir haben noch nicht einmal grünes Licht für den „Hobbit“.
(…)
Sehr brisant ist zudem, dass u. a. Sir Ian McKellen und Cate Blanchett Mitglieder der MEAA sind. Beide Schauspieler sind für die Verfilmung von „Der Hobbit“ im Gespräch. Der Boykottaufruf würde bedeuten, dass sie nicht teilnehmen dürften.
Es bleibt definitiv spannend.
via TheOneRing.net
Tags: Filme, Hobbit, Jackson, neuseeland
Eine Reaktion auf “Der Hobbit in Osteuropa”
Comments are closed.